Das Rahmenwerk älterer Scrum Guides (vor 2011) wurde üblicherweise mit "User Stories" als Hilfsmittel zur Erhebung und Pflege von Anforderungen in agilen Projekten ergänzt und zur Entwicklung von mehr und weniger komplexen Produkten eingesetzt. Diese Kombination erwies sich später als eingeschränkt im Vergleich zu den weiterhin praktizierten Techniken für professionelles Anforderungsmanagement. Auf Grund der großen Popularität und Vorteile "schlanker" Vorgehensweisen, wollte aber kaum jemand zu den bewährten, aber schwergewichtigen Methoden und Werkzeugen zurückkehren, die Kreativität und den direkten Kontakt mit dem Kunden einschränken.
User Stories berücksichtigen ausgewählte Erkenntnisse der kognitiven Psychologie: Menschen ordnen ihre Welt in Akteuere, Beziehungen zwischen Objekten und deren Verhalten mit Hilfe von Abstraktion. Menschen können vor diesem Hintergrund Wünsche äußern, begründen und bewerten. Die in der ursprünglichen "User Story" Technik vorgeschlagene Struktur vernachlässigt wichtige Aspekte "echter Geschichten", weil zu Beginn der "agilen Revolution" versucht wurde, Anforderungen auf kurze Überschriften auf Papier-Karten zu reduzieren, und darüber hinaus nur Abnahmekriterien (Rückseite der Karte), den Produkt-Code (Programmiersprache) und die persönliche Abstimmung zuzulassen. Der Beitrag "agile Missverständisse" erläutert, warum dieser Ansatz in der Praxis nur für sehr einfache und kurzlebige Produkte ausreicht.
Der inhaltliche Umfang von User Stories ist für die Verwendung in einem Management Rahmenwerk konzipiert, und soll vor der Umsetztung so weit ausgearbeitet sein, dass die damit verbundenen Aufgaben vom gesamten Team in ein bis zwei Tagen erledigt werden können. Der inhaltliche Umfang ist folglich nicht zur effizienten Beschreibung strukturierter Anforderungen gedacht.
User Stories werden vom "Product Owner" zur Bereitstellung eines (meist digitalen) Produktes in persönlicher Abstimmung mit fachlichen AnsprechpartnerInnen (EndbenutzerInnen, Power UserInnen, ExpertInnen) skizziert und dokumentiert. Dazu eigenen sich unterschiedliche Workshop-Techniken und Brainstormings, da wenig formale Vorgaben zu berücksichtigen sind. Erste User Stories werden zunächst in einem Vorbereitungs-Sprint gesammelt, und später laufend ergänzt, verfeinert und unter Umständen auch wieder verworfen. Der Product Owner kann während laufenden Sprints die Dokumentation von User Stories aus Workshops auch an andere Scrum Rollen delegieren, ohne jedoch die Verantwortung für die Korrektheit und Vollständigkeit abzugeben.
User Stories werden nach vereinbarten Regeln in der fachlichen Sprache des Kunden verfasst, die neben empfohlenen Satzmustern (Templates) diverse "Best Practices" aus dem Anforderungsmanagement berücksichtigen können, z.B. die Sicherstellung des einheitliche Gebrauches von Begriffen durch laufend erweiterte Glossare. Davon wird in der Praxis leider selten Gebrauch gemacht.
Typisches Satzmuster (Templates) für User Stories:Als <Rolle> will ich <Ziel> [,so dass <Grund>]
Zur Begrenzung der Satzlänge wird dabei häufig auf das Konzept des verwendeten Geschäftsobjektes (Daten- und Schlüssel-Analyse) und des beteiligten IT-Systems (Produkt, Schnittstelle) verzichtet oder vergessen. Diese wichtigen Informationen werden z.B. in der Domänen-Analye, Anwendungsfall-Analyse, Schnittstellen-Analyse und Prozess-Analyse berücksichtigt. Es fehlt zudem die Möglichkeit, Abläufe oder fachliche Beziehungen zu fordern.
Es ist zudem gestattet, schriftlich "Akzeptanzkriterien" zu dokumentieren, jedoch ohne konkrete Testdaten und Testszenarien. Derartige Information soll wenn möglich nur mündlich und über wohl strukturierten Code ausgetauscht werden.
Das im Beitrag klassische User Stories beschriebene Vorgehen weist Mängel aus Sicht eines "agiles Anforderungsmanagements" auf. Streng genommen fehlen bei diesem Vorgehen reproduzierbare Anforderungen, mit Ausnahme flüchtiger mündlicher Vereinbarungen und einer unsortierten Liste von Überschriften. Sie verletzen sowohl die Vorgaben moderner Scrum Guides als auch die gesammelten Vorgaben aus dem Beitrag "agiles Anforderungsmanagement".
Vorgabe: Die in der Folge empfohlenen Erweiterungen müssen vom Entwicklungs-Team in Abstimmung mit dem Product-Owner ausgewählt und eingesetzt werden. Das Team entscheidet darüber, welche zusätzlichen Maßnahmen zur Dokumentation von strukturierten Anforderungen im aktuellen Sprint angemessen sind, und erweitert bei Bedarf die "Definition of Done" für Stories, die bereit zur Umsetzung sind. Der/Die Product-Owner ist in diese Entscheidung einzubinden, da er/sie für den Inhalt des Product-Backlogs verantwortlich ist. Die Erstellung zusätzlicher Anforderungen kann delegiert werden, nicht aber ihre laufende Überprüfung und Korrektur.
Folgende Erweiterungen werden empfohlen: